Hering, Hornhecht und Barsch im Sund
Ich kann mich eigentlich nicht entscheiden, weil wir dieses Jahr zu viele schöne Erlebnisse hatten. Aber dieser Tag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, weil meine Frau ihren ersten Barsch überhaupt fing, ich meinen ersten Hornhecht landen konnte und ich eine Woche später fast durch einen Herzinfarkt gestorben wäre. Deswegen würdige ich jetzt jeden Tag am Wasser besonders, es könnte der letzte sein.
Mal wieder richtig gut geschlafen, nur die Knochen tun weh. Warum tut man sich das frühe Aufstehen eigentlich immer wieder selber an? Die Antwort darauf ist leicht, wir wollen nicht auf dem Sofa versauern, wir wollen raus ans Wasser, Salzluft inhalieren und zwei, drei Fische am Haken zappeln spüren. Also auf an den Sund mit dem Boot „rumdümpeln“.
Zum Leid von Tina klingelte der Wecker sehr früh, sie braucht immer etwas länger, um wach zu werden. Die Blechdose war Einsatzbereit, wir langsam auch. Die Straße Richtung Norden war morgens um 5 Uhr angenehm leer und es war ein entspanntes Fahren. In Stahlbrode angekommen ging es nach einem kurzen Gespräch und Einweisung beim Bootsverleih raus auf den Sund un dann in Richtung Norden. Tina steuerte unser Boot langsam gen rote Tonne, während ich die Montagen fertig machte. Da der 15 PS Motor ganz schön Druck machte und die Trimmung nicht ganz optimal war, grinste sie als ich wieder die Steuerung übernahm. Tina kämpfte mit dem Ankerseil und klappte Selbigen auseinander.
Die Erste Position war erreicht. Der Sund lag wie ein Spiegel da. Wir die Ruten warfen aus und kurbelten langsam wieder ein. Beim dritten Wurf, ein ordentlich Schlag, die 50gr Rute lud sich unter der Gegenwähr auf. Ein Stoßgebet von mir: „Bitte lass es kein Entenschnabel sein, den bekommst du nie raus mit dem Heringspaternoster.“ Nach kurzem Drill war die Freude groß. Mein erster „Harz 4 Marlin“ lag im Boot. Danach ging nix mehr an der Stelle.
Wir schipperten weiter Stromauf, an einen Platz den die Heringe lieben. Ein paar Boote ankerten direkt vor der Schutzzone, deren Insassen warfen unermüdlich ihre Blinker nach Hornis aus. Wir ankerten vor einer Abbruchkante. Hering war da und die Eimer füllten sich langsam. Der auffrischende Wind peitschte das Wasser langsam auf, die Hornhechte verzogen sich in die seichten Schutzgebiete und die Heringe waren auch weg. Um uns herum war nur die Anzahl der Boote gestiegen, welche uns zuvor beobachtet hatten.
Das war für mich der Grund zum Platzwechsel. Ich sicherte meine Ruten in den Haltern und Tina warf noch einmal aus. Kurz vor der Bootswand hatte sie noch einen Biß. Es zappelte aber nicht wie ein Hering. Und nun folgte ein freudiger Aufschrei als sie die Montage, mit Fang ins Boot hob. Tina hatte ihren ersten Barsch überhaupt gefangen. Nur um diesen Augenblick zu erleben wäre es diesen Ausflug an den Sund wert gewesen. Tina freute sich jedenfalls wie ein kleines Kind, mit etwas Überredung nahm sie den zappelnden Barsch für ein Erinnerungsbild in die Hand und dann setzte sie ihn schnell wieder ins Wasser.
Nach der Freude wechselten wir unseren Ankerplatz, näher an die Fahrrinne, ins tiefere Wasser. Nun fanden die Heringe schnell den Weg in unsere Eimer. Ich kam kaum noch zum Angeln, da Tina ja eigentlich keinen zappelnden Fisch in die Hand nimmt. Der Wind zeigte nun seine Macht über das Wasser, die Wellen drückten unser Boot immer weiter Richtung Sockel des Hochspannungsmastes. Der Anker war wohl etwas zu schwach. Nur noch einmal Auswerfen, ja und ich konnte auch noch einen Barsch zum Fototermin überreden.
Es fanden noch etliche Heringe den Weg in den Eimer. Ich versemmelte leider zwei Montagen und widmete mich nun lieber dem Reinigen des Fangs. Der Wind frischte nun noch mehr auf, und wir trieben trotz Anker langsam auf die Fahrrinne zu. Wir entschieden uns den Anker zu lichten und uns Richtung Vogelschutzbucht aufzumachen. Diese lag etwas im Windschatten, da konnte ich weiter Fische sauber machen und Tina noch einen Versuch auf Hecht starten. Hechte ließen sich aber nicht zum Anbiss überreden.
Ich schipperte unser Boot langsam unter Land, auf der Rügenseite Richtung Fähranleger. Tina öffnete sich ein Bier und freute sich über den gelungenen Tag. Der direkte Weg wäre durch den Wellengang für uns zu nass gewesen und ich dachte mal wieder, dass 15PS eine gute Wahl waren. Einige Angler säuberten ihren Fang im Hafen. Ein paar „Harz 4 Marline“ (Hornhechte) hatte fast jeder und einen Vorrat an Hering für den Rest des Jahres.
Eingelegter Brathering ist doch was Feines. Ja, es war ein toller Tag: viel Sonne, Wind, Fisch. Was will man mehr?
Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachten und ein Gesundes Neues Jahr 2017.
Grüße Liane und Tina
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